Beerdigungsfahne Josefbruderschaft
NM 16057
Die Beerdigungsfahne der Josefsbruderschaft Stans kam im März 2024 als Schenkung der Bruderschaft in den Besitz des Nidwaldner Museums. Die Fahne stammt wahrscheinlich aus der Zeit um 1773 und war bis zur Einweihung der neuen Fahne im Jahr 2007 in Gebrauch. Sie führte also während über 230 Jahren den Trauerzug von der Pfarrkirche Stans zum Friedhof an. Anfangs kam die Fahne nur bei Todesfällen von Mitgliedern der Josefsbruderschaft zum Einsatz, mit der Zeit wurde sie dann bei allen Beerdigungen in der Pfarrei Stans mitgeführt. Der Fahnenträger wird seit jeher von der Josefsbruderschaft gestellt.
Inmitten des schwarzen Stoffes ist eine beidseitig bemalte Leinwand eingesetzt. Auf der einen Seite ist der Tod des heiligen Josef dargestellt, auf der anderen die Befreiung der Sünder aus dem Fegfeuer. Josef wird unter anderem als Patron eines guten Todes verehrt und diese Verehrung wird auf der Beerdigungsfahne bildlich wiedergegeben: Josef, friedlich sterbend in den Armen von Jesus und Maria. Die Gemälde auf der Fahne stammen wohl vom Stanser Maler und ehemaligen Bruderschaftsmitglied Martin Obersteg dem Älteren (1724 – 1798).
Die Josefsbruderschaft in Stans wurde im Jahr 1676 von zwölf Handwerksmeistern mit dem Ziel gegründet, sich gegenseitig zu einem frommen Leben anzuhalten und den heiligen Josef als Vorbild der Arbeiter zu verehren. Zunächst mussten die Statuten vom Landrat genehmigt werden, da für jede Vereinsgründung eine behördliche Bewilligung erforderlich war. Ursprünglich handelte es sich bei der Josefsbruderschaft um eine zunftähnliche Handwerksbruderschaft. Als Folge der neuen Bundesverfassung wurde der Zunftzwang für Handwerker nicht mehr geduldet und nach langem Widerstand der Zünfte musste 1863 auch die Josefsbruderschaft ihren Zunftcharakter aufgeben.
Durch den jahrelangen Einsatz bei Wind und Wetter wurde die Fahne stark in Mitleidenschaft gezogen. Insbesondere die Gemälde in der Mitte wurden erheblich beschädigt, weshalb ab 1992 verschiedene Restaurierungs- und Konservierungsmassnahmen vorgenommen wurden. Trotzdem war ein weiterer Gebrauch kaum noch vertretbar. Um die weitere Zerstörung der Bilder zu verhindern, beschloss die Bruderschaft, die Fahne in den Ruhestand zu versetzen. Am 27. Oktober 2007 wurde die neue Fahne eingeweiht.
Autor: Dominic Schmid, Volontär
Foto: Christian Hartmann
Literatur
- Braunfeld Wolfgang (Hg.), Lexikon der christlichen Ikonographie Band 7. Ikonographie der Heiligen. Innozenz bis Melchisedech, Rom, Freiburg, Basel, Wien 1974, Sp. 210-221, https://archive.org/details/lexikonderchrist0007unse/page/n5/mode/2up, aufgerufen am 08.07.2024.
- Flury Werner, «Zunft der Arbeiter von Stans und Umgebung», in: Zunft der Arbeiter von Stans und Umgebung (Hrsg.), 250 Jahre Zunft der Arbeiter von Stans und Umgebung und löbliche Xaverianer-Bruderschaft 1747-1997. Geschichte und Jubiläumsfeier – Restauration der Zunftbildnisse – Die Bruderschaften der Kirchgemeinde Stans, Stans 2005, S. 6-8.
- Niederberger Josef, «Löbliche Bruderschaft zum Hl. Josef», in: Zunft der Arbeiter von Stans und Umgebung (Hrsg.), 250 Jahre Zunft der Arbeiter von Stans und Umgebung und löbliche Xaverianer-Bruderschaft 1747-1997. Geschichte und Jubiläumsfeier – Restauration der Zunftbildnisse – Die Bruderschaften der Kirchgemeinde Stans, Stans 2005, S. 47-50.
- Scheuber Urs, «Crispinianerbruderschaft», in: Zunft der Arbeiter von Stans und Umgebung (Hrsg.), 250 Jahre Zunft der Arbeiter von Stans und Umgebung und löbliche Xaverianer-Bruderschaft 1747-1997. Geschichte und Jubiläumsfeier – Restauration der Zunftbildnisse – Die Bruderschaften der Kirchgemeinde Stans, Stans 2005, S. 39-42.
- Stöckli Hermann, «Verabschiedung der alten Totenfahne», in: Katholisches Pfarramt Stans (Hrsg.), Pfarrblatt Stans. Stans, Oberdorf, Büren. Maria Rickenbach, Stans 2007.
- Vokinger Konstantin, Die Kirche von Stans, Stans 1947.
- Von Matt Hans, Kunst in Stans -1900, Stans 1981, S. 24-26.