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B.3Neue Technologien

Erst im 20. Jahrhundert revolutionierten neue Methoden zur Untersuchung von Fundgegenständen und Siedlungsüberresten die Erkenntnisse über die Pfahlbauer. Die Jahrring-Analyse der Hölzer, die Dendrochronologie, eröffnete neue Möglichkeiten zur Altersbestimmung der Pfähle. Die Untersuchungen ergaben, dass die Pfähle keineswegs alle aus derselben Zeit stammten, sondern Überreste aus verschiedenen Epochen sind. Damit war der Mythos der Pfahlbauer begraben.

Ausserdem konnte man mittels Dendrodaten einzelne Bauhölzer, Häuser und sogar die räumliche Entwicklung ganzer Dörfer jahrgenau einordnen. Eine detaillierte Erforschung jungsteinzeitlicher Siedlungen wurde möglich und hat schliesslich auch die Annahme von Pfahlbauten auf dem Wasser widerlegt. Die Dörfer wurden nicht auf, sondern am Wasser gebaut, auf den Uferplatten. Weil die Dörfer die Lage am Wasser oder auf Mooren gemeinsam haben, werden Pfahlbau-Siedlungen in der Fachwelt heute Feuchtbodensiedlungen genannt. Die Lage im Feuchtgebiet hat die Forschung nachhaltig begünstigt. Unter Wasser, in den Seen oder in immer feuchten Moorböden ohne Luftsauerstoff sind zersetzende Mikroorganismen aufgrund des Sauerstoffmangels nicht lebensfähig, sodass auch organische Objekte die Zeit überdauern können. Deshalb sind die Fundstätten der Pfahlbauer ausserordentlich wichtig für die Erforschung prähistorischer Lebensweisen: Sie bergen die ältesten Textilien Europas, Holzgefässe, Knochengeräte oder Werkzeuge, wodurch vielfältige und lebendige Eindrücke aus dem Alltag der Siedler gewonnen werden können.

Illustration: Die Pfahlbauer – am Wasser und über die Alpen. bunterhund, Atelier für Illustration