B.9Besondere Fundstücke
Ein ganz besonderer Fund ist ein Hut aus Lindenbast. Bei der 5500 Jahre alten Kopfbedeckung wurde der Lindenbast schichtweise übereinander gelegt – etwa so wie bei Dachziegeln – und dann dicht eingeflochten. Durch diese spezielle Flechttechnik wurde der Hut wasserdicht. Die Abbildung rechts (2) zeigt eine Rekonstruktion. Das Bild des Originals (1) bringt gut zum Ausdruck, welche erstaunliche Wirkung die Lagerung in feuchtem Grund auf die Konservierung erzielen kann: Obwohl der Hut nicht mehr ganz erhalten ist, kann man noch sehr gut erkennen, wie er ausgesehen haben könnte. Dass aus verschiedenen anderen Siedlungen ähnliche Funde hervorgegangen sind, hat die Nachbildung des Hutes zusätzlich erheblich erleichtert.
Die verschiedenen Funde aus der Cortaillod- und der Pfyner Kultur unterscheiden sich vor allem in den Formen der Keramikgefässe. Mehr als 1000 Jahre war Kehrsiten von verschiedenen Kulturen besiedelt, deren modische Gepflogenheiten sich vor allem im Töpfereihandwerk zeigen: Die eleganten, dünnwandigen, rundbodigen Töpfe der Cortaillod-Kultur, um 4000 vor Christus, sind deutlich zu unterscheiden von den geschwungenen, flachbodigen Gefässen der Pfyner Kultur, um 3600 vor Christus. In der Horgener Kultur, um 3200 vor Christus, wurden dickwandige, schwere und massive Töpfe üblich. Bei letzteren handelt es sich in Kehrsiten jedoch nur um Streufunde, die dazugehörigen Kulturschichten konnten im untersuchten Bereich nicht gefasst werden. Das heisst, dass entweder in den untersuchten Bereichen keine Häuser der Horgener Kultur vorhanden waren oder deren Überreste im Laufe der Jahrtausende durch Erosion zerstört wurden. Lediglich die relativ schweren Keramikfragmente wurden nicht «weggespült» und blieben folglich am Platz liegen.