BDie Pfahlbauer von Kehrsiten

Die Besiedelungsgeschichte von Kehr­siten reicht bis um 4000 vor Christus zurück. Die Hänge des Bürgenstocks waren dicht mit Urwald überwachsen. Als Folge einer Seespiegelsenkung kam am Fuss des Berges eine Uferplatte zum Vorschein, auf der die ersten Siedler ihr Dorf bauen konnten. Steht man heute auf dem Steg der Schiffsanlegestelle Kehrsiten Dorf und blickt über das Wasser, so sieht man eigentlich gar nichts: Die Fundstelle der Siedlungen von Kehrsiten liegt nämlich sieben bis zehn Meter unter dem heutigen Seespiegel. Im schweizweiten Vergleich ist das eher ungewöhnlich, die meisten Seeufersiedlungen sind mit ein bis drei Metern unter der Wasseroberfläche deutlich weniger tief gelegen. In Kehrsiten liegt dies vor allem am Reusswehr, das den Pegel des Vierwaldstättersees künstlich hoch hält. Aber auch andere Faktoren haben dazu beigetragen, denn über die Jahrtausende ist es in der Gegend mehrfach zu Erdbeben und Überflutungen gekommen. Die Siedler waren immer wieder gezwungen, ihre Dörfer aufzugeben. Was in Kehrsiten an Überresten gefunden wurde, stammt also nicht alles aus derselben Zeit, sondern erzählt die Geschichte von mehreren Dorfgesellschaften.

Autorschaft: Magdalena Bucher
Quellenhinweis: Michel, Christine: Pfahlbauten am Vierwaldstättersee – der steinzeitliche Siedlungsplatz in Kehrsiten. In: Der Geschichtsfreund. Mitteilungen des Historischen Vereins Zentralschweiz. Bd. 167, 2014. S. 71-98.

Foto: Unterwasserarchäologie Zürich