C.1Der Überfall, der keiner war
Der Obelisk auf dem Allweg wird in vielen offiziellen Angaben und im Volksmund als «Überfalldenkmal» bezeichnet. Der Name geht auf das zwar informative, aber tendenziöse Standardwerk «Der Überfall in Nidwalden im Jahre 1798 in seinen Ursachen und Folgen» zurück, das der Stanser Pfarrhelfer Franz Joseph Gut 1862 veröffentlichte. In älteren Quellen werden die Begriffe «Tag des Jammers» und «Schreckenstage von Nidwalden» verwendet, die dem Geschehen am 9. September 1798 mit dem Massaker an der einheimischen Bevölkerung und den Zerstörungen viel besser gerecht werden. Was in jenem Jahr passierte, hat mit einem Überfall nichts zu tun, denn bevor die Franzosen in Nidwalden einmarschierten, gab es mehrere Vermittlungsangebote, und am 29. August wies die Landsgemeinde ein letztes Ultimatum der helvetischen Behörden zurück. Die Nidwaldner, von einem Teil der Geistlichkeit und von der politischen Führung schlecht beraten, hatten sich als einzige in der Schweiz geweigert, den Eid auf die neue Verfassung zu leisten. So kam es zu einer angekündigten militärischen Strafaktion, für welche heute der Begriff «Franzoseneinfall» verwendet wird.
Der Durchbruch am Allweg
Als die ersten französischen Soldaten um die Mittagszeit des 9. September 1798 die Anhöhe beim Allweg überquerten und nach Stans hinunterzogen, hatten sie die Schlacht bereits für sich entschieden. Früh am Morgen war das zahlenmässig weit überlegene französische Heer – das Kräfteverhältnis betrug ca. 6000 gegen 1600 Soldaten – von Kerns in Richtung Ennetmoos gezogen und war von den Nidwaldnern auf der Ebene und den umliegenden Anhöhen in hartnäckige Kämpfe mit je etwa hundert Gefallenen auf beiden Seiten verwickelt worden. Ein Teil der Franzosen nahm den Weg über den Ächerlipass und umging so die Linien der Verteidiger. Gleichzeitig griffen die Franzosen Stansstad mit Schiffen und Flossen an. Die Sieger brandschatzten und plünderten an vielen Orten und massakrierten Frauen, Männer und Kinder. Am Ende des «Tag des Jammers» beklagte Nidwalden über 400 Tote, fünf Prozent seiner Bevölkerung. Zur Erinnerung an den verzweifelten Kampf beim Allweg und im ehrenvollen Gedenken an die gefallenen Nidwaldner Soldaten wurde hundert Jahre später beschlossen, an dieser Stelle ein Denkmal zu errichten.