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Spielzeugpferd mit Kettenantrieb

NM 9833

Ein Spielzeugpferd von Robert Durrer zeigt eine andere Seite dieses berühmten Nidwaldners.

Ein Spielzeugpferd mit Geschichte

In der Sammlung des Nidwaldner Museums befindet sich ein hübsches Spielzeugpferd, das ungefähr in der Zeit um 1870 serienmässig produziert wurde und mittlerweile als Rarität gehandelt wird. Leider ist es nicht mehr gut erhalten, die Spuren der Zeit sind ihm anzusehen. Dennoch fällt auf, dass es sich um ein ausserordentlich schönes Spielzeugpferd gehandelt haben muss. Ein Kettenantrieb am Hals diente zur Fortbewegung des Pferdes. Auch die Bemalung und das schmiedeiserne Gestell, auf dem das Pferdchen befestigt ist, lassen auf eine aufwändige und teure Ausarbeitung schliessen. Dass es sich dabei um ein Spielzeug handeln muss, das einem Kind aus einer wohlhabenden Nidwaldner Familie gehörte, liegt auf der Hand. Überraschenderweise stellte sich heraus, dass das Pferd der bekannten Nidwaldner Persönlichkeit Robert Durrer gehört hat. Für das Nidwaldner Museum ist diese Erkenntnis sehr interessant, wurde doch aus einem alten Pferdchen ein Spielzeug mit Geschichte. Wer findet es nicht amüsant, sich Robert Durrer als Kind vorzustellen, wie er auf seinem Schaukelpferd sitzt und sich freut – eine Vorstellung, die zum Schmunzeln anregt!

Robert Durrer, Historiker und Kunstschaffender

Robert Durrer wurde 1867 geboren und wuchs als einziger Sohn neben vier Schwestern im Stanser Breitenhaus auf, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1934 wohnen blieb. Die Familie Durrer genoss in Nidwalden hohes Ansehen. Roberts Vater wurde acht Mal zum Landammann gewählt und war als Nationalrat tätig. Auch andere Verwandte waren politisch, kunsthandwerklich oder als Historiker erfolgreich. Robert Durrer wollte in die Fussstapfen seiner Vorfahren treten und strebte in den genannten Bereichen ebenfalls eine Karriere an. Doch nicht als Politiker, sondern als Historiker und Kunstschaffender erlangte er Berühmtheit. Eindrückliche Tafelaufsätze, Trinkgefässe und weitere Werke Robert Durrers sind im Landesmuseum ausgestellt. Als Historiker war er noch erfolgreicher: Sein Buch «Kunstdenkmäler des Kantons Unterwalden», der erste Band der Reihe «Kunstdenkmäler der Schweiz», ist heute noch ein Standardwerk. Und auch die Quellenedition zu Bruder Klaus gilt als Meisterleistung.

Spielzeug nicht nur Domäne der reichen Leute

In allen Familien, nicht nur in reichen, gehörte Spielzeug zum Kinderleben. Aber statt teure Luxusprodukte zu kaufen, wurde Spielzeug aus Alltagsgegenständen selbst gebastelt. Zu Weihnachten oder zum Geburtstag gab es vielleicht selbstgeschnitzte Holztiere oder eine Puppe aus Alt-Textilien. Spielsachen gingen oft durch mehrere Kinderhände; so hatten die Kleinsten der Familie das Spielzeug der älteren Geschwister nachzubrauchen. Ob Robert Durrer das Spielzeugpferd mit seinen Schwestern teilen musste, wissen wir nicht.

In der Sammlung des Nidwaldner Museums gibt es noch einige andere Spielsachen. Dabei handelt es sich vor allem um Spielkarten und Brettspiele. Das Spielzeugpferd ist aber etwas Ausserordentliches, einerseits, weil es sich dabei um ein mittlerweile gesuchtes Objekt handelt, andererseits, weil es durch die Verknüpfung mit Robert Durrer zu einem Stück Nidwaldner Geschichte wird.

Bild zur Ausstellung: Spielzeugpferd mit Kettenantrieb