Karl Georg Kaiser. Ansicht von Stans
NM 1434
Kunst und Religion als Lebensaufgabe
Das Bild des engagierten Malers Karl Georg Kaiser erlaubt einen Blick auf Stans im Jahr 1914.
Eine Ansicht wie heute
Das Bild mit der Ansicht auf Stans aus der Sammlung des Nidwaldner Museums wurde 1914 vom Nidwaldner Künstler Karl Georg Kaiser gemalt. Vergleicht man das Stans von damals mit dem Dorf von heute, kann man vieles wiedererkennen: Die Tottikonstrasse im Vordergrund, der alles überragende Kirchturm, aber auch das Breitenhaus auf der linken Bildseite sind gut zu erkennen. Dem Bild von Kaiser kommt in der Gegenwart einerseits die Bedeutung als Zeitzeugnis zu, andererseits dokumentiert es als Teil des gesamten Werkes die Arbeit des Malers. Da er vor allem religiöse Sujets und Portraits malte, handelt es sich eher um ein untypisches Bild von Kaiser.
Die Deschwandenschule in Stans
Karl Georg Kaiser stand dem bekannten Stanser Maler Paul von Deschwanden sehr nahe. Was das Malen von religiösen Bildern anging, war Deschwanden zu seiner Zeit eine Koryphäe und entwickelte dabei eine eigene Stilrichtung, den «Deschwandenstil». Um den begabten Künstler scharten sich viele Schüler, die ihren Meister beim Kopieren der allseits beliebten Kunst unterstützten und somit auch dazu beitrugen eine religiöse Botschaft zu verbreiten. Karl Georg Kaiser gehörte zu den Deschwandenschülern und blieb seinem Lehrer auch nach dessen Tod im Jahr 1881 verbunden. Er konnte, mit Erlaubnis der Erben, in Deschwandens Atelier am Stanser Rathausplatz seine Arbeit fortführen. Er verspürte nicht etwa den Drang sich selber zu verwirklichen, sondern blieb der Linie Deschwandens treu und sorgte weiterhin für die Ausbreitung von dessen Kunst. Auch Kaiser fasste, wie es für Deschwanden selbstverständlich war, seine künstlerische Arbeit in erster Linie als Dienst an Gott auf, Kunst und Religion gehörten für die beiden zusammen.
Gesellschaftlich und politsch aktiv
Karl Georg Kaiser wurde 1843 im Winkelriedhaus in Stans geboren und wuchs dort auf. Er stammte aus einer angesehenen Nidwaldner Familie. Von 1862-1864 besuchte er die Kunstakademie in Karlsruhe. Zurück in Stans war er vorerst als selbständiger Künstler vor allem in der Porträtmalerei tätig, bevor er in die Dienste Deschwandens trat. Mit Elisabetha Baggenstos, die er 1866 heiratete, hatte er elf Kinder. Kaiser nahm als Mitglied verschiedener Vereine aktiv am gesellschaftlichen Leben teil. Die Feuerwehr, der Schützenverein, aber auch die Theatergesellschaft Stans hatten mit ihm ein engagiertes Mitglied in ihren Reihen. Sie konnten teilweise auch von seiner künstlerischen Begabung profitieren. Für die Theatergesellschaft schuf er zum Beispiel den ersten Bühnenvorhang sowie zahlreiche Bühnenbilder. Aber auch im öffentlichen Leben engagierte er sich: Bereits mit 25 Jahren wählte ihn die Landsgemeinde zum Zeugherrn, später amtete er als Ersatzmann beim Kantonsgericht, als Mitglied beim Polizeigericht und als Kassier der Gemeinde Stans. Zeitlebens wurde er von allen «Zygherr Cheiser» genannt. In Kaisers Nachruf wird bemerkt, dass es viel über seinen bescheidenen Charakter aussage, dass er trotz seines politischen Ansehens, nur der Angestellte eines Kunstmalers gewesen sei.
Nur zwei Jahre nach der Erschaffung des hier beschriebenen Bildes ist Karl Georg Kaiser im Jahr 1916 im Alter von 73 Jahren gestorben, geblieben ist sein Werk.