Geiggel – Hüter und Narr des Samichlais
NM 11268.16
Man kennt ihn nur in Stans, den treuen Begleiter des Samichlais. Ein Geiggel-Schopf von José de Nève im Nidwaldner Museum illustriert die Figur und den Brauch.
Jedes Jahr am 5. Dezember zieht der Samichlais mit seinem Gefolge durch Stans. Neben Trichlern, Schmutzlis, Tschifelern und Dotschenträgern sind auch die Geiggel ein fester Bestandteil dieses Vorweihnachtsbrauchs. Der Geiggel erinnert in seiner Erscheinung an einen Narr und manch einer könnte meinen, der Geiggel sei der Fasnacht entflohen.
José de Nève, dessen Geiggelschopf vorübergehend im Nidwaldner Museum ausgestellt wird, ist selber ein begeisterter Geiggel und eine der treibenden Kräfte, die dieser Figur jährlich Leben einhauchen.
Freundlich flinke Figur
Er trägt ein weisses Hemd und über der Brust ein «Geröll». Der reichverzierte Schopf, der typische Kopfschmuck, welcher einer Narrenkappe ähnelt, und das farbig geschminkte Gesicht zeigen, dass es sich beim Geiggel um eine freundliche Figur handelt. Der Geiggel ist ein fröhlicher Charakter und steht damit im Gegensatz zum würdevoll-ernsten Samichlais und den manchmal etwas ruppigen Schmutzli. Den Geiggeln fällt die Aufgabe zu, Geld zu sammeln, sie eilen flink hin und her, tänzeln, das «Geröll» ertönt. Erhalten sie einen Batzen, machen sie einen Knicks, geben zum Dank eine Nuss oder ein Zältli und eilen, immer in Bewegung, weiter. Der Geiggel hat aber noch eine ganz andere wichtige Aufgabe, wie De Nève erzählt. Er sei nämlich die Figur, die den Mythos des Samichlais aufrechterhalte. Der Geiggel lenkt die Zuschauer durch seinen Tanz und sein Spiel ab und bis die Leute es richtig realisieren, ist der Samichlais schon vorbei. Erzählen würden sie dann trotzdem vom Samichlais, wie schön er gewesen sei.
Auch Kinder-Geiggel gibt es in Stans. Für das Samichlaistrichle der Stanser Schulkinder, wählt jede Klasse einen Geiggel, einen Schmutzli und einen Tschifeler. Die übrigen Kinder gehen als Trichler. Nicht jeder der will, kann Geiggel werden, flinke Beine und Ausdauer sind wichtige Voraussetzungen für die Wahl.
Ursprung in der Fasnacht?
Die Frage, woher der Geiggel stammt und warum er nur in Stans existiert, ist nicht vollständig geklärt. Der Narr ist eine Figur aus dem Mittelalter, welche seit dem 15. Jahrhundert untrennbar mit der Fasnacht verknüpft ist. Darum ist es denkbar, dass der Ursprung des Geiggels in der Fasnacht zu finden ist. Das Samichlaistrichle und so auch der Geiggel waren im Lauf der Jahrzehnte Veränderungen unterworfen. So war der Samichlais-Umzug Mitte des 19. Jahrhunderts viel grösser, dauerte von 12 bis 19 Uhr und bewegte sich bis in die umliegenden Gemeinden. Die Geiggel erschreckten damals die Kinder und waren bereits einige Tage vor dem 5. Dezember im Dorf unterwegs um Gaben zu sammeln. 1943 wurde hingegen festgestellt, dass die «Kinder-Geiggel» nur noch eine Zipfelmütze anstelle eines Schopfs trugen. Daraufhin wurde ein Wettbewerb für den schönsten Geiggel-Schopf lanciert, um die Kinder zu motivieren und dafür zu sorgen, dass der Brauch wieder mehr belebt wurde. Zu gewinnen gab es für den schönsten Geiggel einen lebenden Hasen, für den Zweitplatzierten einen lebenden Hahn und für den dritten Platz einen Kranz Würste.
Das Samichlaistrichle war ein Brauch in Männerhand, weder Frauen noch Mädchen waren zugelassen. Die erste Frau war 1968 beim neugestalteten Samichlaisumzug als Geiggel mit dabei. Auch beim Kindertrichle dürfen die Mädchen erst seit einigen Jahren mitmachen.
Selbst ist der Geiggel
Die Vorbereitung und das Basteln des Geiggelschopfs gehören zum Brauch. Jedes Jahr soll es einen neuen Schopf geben, wichtig ist, dass jeder Geiggel seinen Schopf selber macht. Er besteht aus mit Stoff bezogenem Karton, wird zusammengenäht, angemalt, verziert und mit Lichtern geschmückt. Oft hat der Schopf ein Thema, manchmal entspringt er ganz der Fantasie seines Erschaffers oder seiner Erschafferin. Beim Basteln hilft man einander und berät sich. Am Samichlausabend trifft sich die Geiggelgruppe vor dem Umzug und macht sich ans Schminken. Auch hier gilt: Alle schminken sich gegenseitig! Nach dem gemeinsamen Nachtessen schwärmen sie aus, die närrischen Geiggel von Stans…