Kander, Stein und Zucker
Drei Reisen
27.1. — 24.3.2013
WinkelriedhausIn der neuen Ausstellung des Nidwaldner Museums werden Werke dreier Kunstaschaffender, Marie-Theres Amici, Josef Maria Odermatt und Francisco Sierra, deren ästhetische Mittel unterschiedlicher nicht sein können zu einer Dramaturgie vereint. Mit der konsequenten Überführung persönlicher Erinnerungen in eine eigene Sprache gehen wir auf eine Reise, die sich abstrakt und konkret, wuchtig und fein gestaltet.
Die Malerin Marie-Theres Amici vermag etwas zu (er)fassen, das visuell schwer reproduzierbar ist. Draussen in der Natur erlebt sie das Zusammenspiel der Winde, zwischen Tal und Gipfel, Fluss und See, das Sonnenlicht, Wolkenbrüche. Ob leise Morgenstimmung oder lauter Einbruch der Nacht, immer nimmt sie diese flüchtigen Eindrücke mit sich mit. Zurück im Atelier bannt sie in expressiven Gesten das schwer zu Beschreibende auf Leinwand. Die Künstlerin beschreibt den Vorgang ihrer Erinnerung als eine Vielfalt, in der sie suche oder in welcher sie bewusst ohne auf der Suche zu sein, annehme was sich vor ihrem inneren Auge auftue: Gebilde aus Licht und Dunkel, Geordnetes und Undurchdringliches.
Josef Maria Odermatt (1934 – 2011) gehört zu den bedeutendsten Eisenplastikern der Schweiz. Der Stanser Künstler fertigte seine Plastiken ohne eine im Voraus entworfene Idee, ohne die Vorstellung einer bestimmten Form, sondern überliess das Material seinen Händen. Die Hände schmiedeten, was den Kopf beschäftigte. Abstrakte Objekte, deren Formen von einer symbolhaften Sprache schwer zu beschreibender, existenzieller Empfindungen zeugen. Die Arbeiten wirken schwer, der Widerstand des Materials, mit dem es sich während des Her-stellungsprozesses zu befassen galt, wirkt nachhaltig auf die BetrachterIn: Das formale Lesen der Skulptur erhält zusätzlich eine physisch erfahrbare Komponente.
Francisco Sierra malt die Lebewesen seiner Fantasie in hyperrealistischer Manier. Die Täuschung als Stilmittel erhält in seinen Arbeiten besondere Relevanz: Der Malstil verführt, während eines Augenblicks, über die Obskurität des Inhalts grosszügig hinwegzusehen, und sich in Studien zur Bildtradition zu verlieren. Die Motivik oszilliert zwischen lustvollem Trauerspiel und Groteske: An die eigenen Abgründe erinnert darf einem auch das Lachen im Hals stecken bleiben. Nie ist der Maler, der Autor seltsamer Geschichten in ÖL auf Leinwand, unbarmherzig. Er begegnet seinen Gestalten mit sympathischer Ironie und Mitgefühl.
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